Brasilien brachte nur zwei nationale Rassen hervor, den kleinen Terrier Brasiliero und den großen Farm- und Wachhund Fila Brasiliero. Letzterer stammt von den großen, molossoiden Hunderassen ab, die mit den europäischen Eroberern nach Brasilien kamen. Im 15. Jahrhundert besiedelten die Portugiesen das Land und brachten natürlich auch ihre Hunde mit. Es wurde mit ihnen weiter gezüchtet, doch zunächst wurden die alten Rassen bewahrt. Besonders im Süden des Staates Minas Gerais wurde viel Hundezucht betrieben.
Es gibt Vermutungen, dass der Fila Brasiliero von einer Kreuzung zwischen „Fila Terceirence“, einer Rasse die Bloodhounds und verschiedene Hunde der Terceirence Insel als Vorfahren haben soll, mit Mastiff abstammt. In Spanien und Portugal gibt es heute noch Rassen, die vermutlich eng mit dem Fila verwandt sind, vielleicht sogar seine Vorfahren sind: zum Beispiel den Cao de bestiar und den Perro de Presa Canario.
Die ursprünglich Aufgabe dieser brasilianischen Packer war zum Einen das Einfangen und Zurückbringen entflohener Sklaven und zum Anderen wurden sie als Farmhunde aus den riesigen Farmen gehalten, wo sie die Herden vor dem brasilianischen Leopard schützten und das Haus bewachten. Sie eigneten sich aber auch als Hüte- und Treibhunde und zur Verwendung für die Jagd. Diese Hunde mussten sehr mutig sein, da sie die verwilderten Rinder, falls sie vom Tierarzt untersucht werden mussten, an Nase oder Ohren festhalten mussten bis der Mensch zur Stelle war.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden weitere europäischen Hunde importiert und die alten Packerschläge wurden gezielt durch Einkreuzung von Mastiff, Bloodhound und Englischer Bulldogge verbessert. Die einzelnen Tiere waren jedoch immer noch sehr unterschiedlich. Erst ab den 30er Jahren unseres Jahrhunderts kann man vom Rassetyp Fila Brasiliero sprechen, aber noch immer nicht von planmäßiger Zucht, da es noch keinen Standard gab und die Hunde auf den Farmen nur nach ihren Anforderungen gezüchtet wurden.
1949 entdeckte jedoch der Rechtsanwalt Dr. Paolo Santos-Cruz die Lieb zum Fila und so schuf er die erste brasilianische Hunderasse. Sein Zuchtziel war es einen großrahmigen, scharfen Schutz- und Wachhund zu züchten, der sich aber auch für die Jagd und den Herdenschutz eignet. So suchte er die zahlreichen brasilianischen Farmen nach geeigneten Exemplaren ab. Er fand zahlreiche Mischtypen und wählte aus ihnen seine Zuchttiere nach seinen eigenen Vorstellungen über Wesen und Anatomie aus.
Mit diesen Hunden startete er den Aufbau der Rasse in seinem Zwinger „Parnapua“, den bis zu 42 Filas bevölkerten und man kann sagen, das hier die eigentliche Rasse entstanden ist.
1950 erstellte er im Auftrag des brasilianischen Kennel Clubs den Rassestandard.
Um auch die Farm-Filas der Zucht zuzuführen wurde der „Registro Initial“ angelegt, ein Register in den alle Hunde unbekannter Abstammung eingetragen werden konnten, nachdem sie von Fachleuten begutachtet worden waren. Dieser Register wurde aber 1985 geschlossen, sodass heute nur noch mit Hunden gezüchtet werden darf, die auch einen Ahnennachweis erbringen können.
Bis heute ist die Entwicklung der Rasse noch nicht abgeschlossen, so gibt es seit den 80er Jahren einen Streit um die Reinhaltung der Rasse. In den USA und Osteuropa versuchte man die Rasse durch Einkreuzungen von Mastiff und Mastino zu verbessern. Dr. Santos-Cruz und viele andere sind gegen eine neue Einkreuzung, da sie der Meinung sind man solle die Rasse so erhalten, wie sie ist und Mastiff und Mastino brächten nur schlechte Gesundheit und ein unschönes Aussehen. Befürworter dieser Zuchtversuche glauben, Einkreuzungen dieser Rassen würden dem Fila das rassetypische Misstrauen Fremden gegenüber nehmen.
Zucht in Deutschland:
1954 kam der erste Fila nach Deutschland. Herzog Albrecht von Bayern importierte ihn direkt von Dr. Santos-Cruz. Dieser Hund wurde auch in Deutschland vom Förster des Herzogs jagdlich geführt.
1956 wurden die ersten beiden Filas auf der Welthundeausstellung in Dortmund gezeigt.
Gezüchtet wird diese Rasse jedoch erst ab 1973, 1982 wurden sogar schon 78 Welpen ins Zuchtbuch eingetragen, das bedeutet, dass er vorübergehend die französischen und englischen molossoiden Rassen an Popolarität überholte. Darauf folgte aber wieder ein leichter Rückgang und 1997 wurden 52 Welpen registriert. Betreut wird der Fila vom „Club für Molosser e.V.„.
Zucht in Österreich:
Bei uns wird der Fila seit den 60er Jahren gehalten, die erste Züchterin war Frau Hirsch Reiter vor etwa 16 Jahren, die bis jetzt 10 Würfe im Zwinger „Miramonte“ aufgezogen hat.
Derzeit liegt der Fila ungefähr bei Zuchtbuchnummer 210, tatsächlich in Österreich leben aber nur etwa 50.
Betreut wird die Rasse durch den „Österreichischen Molosser Club„.
Charakter:
In den Medien wird die Rasse als „Kampfhund“ verschrien und in zahlreichen Ländern gibt es Gesetzte, die Leinen- und Maulkorbzwang, Zwangskastration oder ähnliches verlangen, selbst Dr. Fleig, Autor von drei Büchern über die Kampfhunderassen und Züchter von Bullmastiff und Bullterrier, hält ihn für einen „schwierigen Hund mit niedriger Reizschwelle und enormer Kraft“ . Bei richtiger, also konsequenter Erziehung ohne Härte ist er aber seinen Besitzern treu ergeben. Er ist naturgemäß sehr wachsam und mutig und hat einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Und natürlich erfordert ein Hund von solch enormer Größe und Kraft eine besonders gute Erziehung, da sein Besitzer ihn nicht einfach festhalten kann, wenn er wirklich weg will, sondern der Hund muss den Befehlen die ihm gegeben werden gehorchen!
Heutige Verwendung:
Er wird in seiner Heimat immer noch als Farmhund eingesetzt und ist überall auf der Welt ein beliebter Wachhund und erweist sich auch im Schutzdienst als geeignet und lernfähig.
Trotz seines schlechten Images kann er aber auch ein guter Familienhund sein. Mir sind einige Filas bekannt, die ohne Probleme in Familien, auch mit kleinen Kindern, leben.
Gewicht: Rüden: mindestens 50 kg, Hündinnen: mindestens 40 kg
Größe: Rüden: 63 – 75 cm, Hündinnen: 60 – 70 cm
Ohren: hängend, breit, dick, V-förmig
Augen: mittelgroß, mandelförmig, weit auseinander stehend, tief liegend, dunkelbraun bis gelb (in Harmonie mit der Fellfarbe), manchmal herabhängende Augenlider
Rute: reicht bis zum Sprunggelenk, am Ansatz breit, verjüngt sich zum Ende
Fell: kurz, glatt, weich, dicht anliegend
Farbe: gestromt oder einfarbig (mit Ausnahme von Weiß und Mausgrau)
Simone Herrmann ist bekennender Tierfan. Sie wohnt seit Jahren auf einem Bauernhof und kümmert sich leidenschaftlich um unzählige Tiere. Nebenher schreibt sie über diverse Tierthemen für bekannte Onlinemagazine und Tierblogs sowie für uns.