Das Altern des Haustiers ist keine Krankheit, sondern ein Prozess, der zum Leben gehört. Deswegen wäre es falsch, diesen Lebensabschnitt pauschal therapeutisch zu behandeln beziehungsweise normale Alterungsprozesse zu unterdrücken. Die besondere Aufmerksamkeit seines Halters benötigt der beste Freund des Menschen aber dennoch. Warum das so ist und wie sich das alternde Haustier unterstützen lässt, erklärt der nachfolgende Artikel.
Starker Zusammenhalt zwischen Haustier und Halter
Viele alte Haustiere haben ihre Besitzer ein Leben lang begleitet. Einige finden ihren Menschen erst spät und schenken ihm noch viele wertvolle Stunden, die dieser nicht missen möchte. Kein Wunder, dass die meisten Haustierhalter ihr Tier als etwas Besonderes ansehen. Es macht stolz, die Entwicklung von Hund, Katze oder Pferd über eine lange Zeit miterleben zu dürfen und zu beobachten, wie aus dem energiegeladenen Wildfang über die Jahre ein souveräner, gesetzter und entspannter Vierbeiner wird. Im Alter verändert sich das Haustier körperlich und auch psychisch. Sein Stoffwechsel verlangsamt sich, die Zellen regenerieren sich langsamer und einige Organe leiden an ersten Ausfallerscheinungen. So lässt beispielsweise das Augenlicht nach, das Hörvermögen verschlechtert sich, die Gelenke versteifen, weil die Muskeln und Sehnen weniger elastisch als früher sind. Ein erstes sichtbares Anzeichen des Alterns ist häufig die Verfärbung des Fells. Es ergraut und wirkt gelegentlich struppig, die Haut schuppt und fühlt sich trocken an. Das alles ist normal.
Für den Besitzer sind diese Anzeichen dennoch oft mit großen emotionalen Ängsten verbunden. Er weiß, dass die gemeinsame Zeit bald ein Ende haben und er sein Haustier vermissen wird. Doch statt zu verzweifeln heißt es, diesen letzten Lebensabschnitt des Tieres zusammen so sinnvoll wie möglich in einer hohen Qualität zu genießen.
Auf die Ernährung achten
Rückgängig machen lassen sich Alterungsprozesse nicht. Jedoch können sie durch eine ausgewogene, artgerechte und auf den gesundheitlichen Zustand des Haustiers abgestimmte Ernährung eventuell hinaus geschoben werden. Wichtig ist, dass ein ausreichendes Angebot an lebenswichtigen Nährstoffen zur Verfügung steht, deren Dosis auf den individuellen Bedarf des Tieres optimal abgestimmt ist. Sicherlich ist das eine oder andere Leckerli erlaubt, weil es dem Haustier gut gehen soll. Aber wenn das Haustier zum Übergewicht tendiert, sollten die Belohnungen besser auf eine andere Weise verabreicht werden, zum Beispiel durch lobende Worte oder Streicheleinheiten.
Denn jedes Gramm zu viel müssen die Gelenke des Vierbeiners tragen. Sind diese bereits geschädigt, fällt das Bewegen zusätzlich schwer. Immer wieder stellt sich die Frage nach Ergänzungsmitteln, die zum Futter gereicht werden. Sollen sie pauschal zum Einsatz kommen, ist ihre positive Wirkung fragwürdig. Denn auch ein Zuviel an Nährstoffen kann schädlich sein. Wer seinen Hund, die Katze und das Pferd im Alter gut ernähren möchte, greift auf ein hochwertiges Futter zurück und lässt sich von seinem Tierarzt oder einem Ernährungsberater für Tiere einen Futterplan aufstellen.
Bewegung ist wichtig
Ältere Haustiere mögen sich nicht mehr so gern bewegen. Das liegt daran, dass ihr Schlafbedürfnis höher ist und dass sie an Steifigkeiten sowie Schmerzen leiden. Rücksicht ist beim täglichen Spaziergang oder Ausritt geboten, Überanstrengungen führen zu Muskelverletzungen und zum zusätzlichen Gelenkverschleiß. Doch verzichten sollte der Haustierbesitzer auf diese aktiven Unternehmung nicht. Ohne Bewegung baut das Haustier seine ohnehin verringerte Muskelmasse noch schneller ab, wodurch diese den Gelenken als Stütze fehlt und die Knochen verstärkt aufeinander reiben. Vorhandene Schmerzen verschlimmern sich dadurch. Es empfehlen sich mehrere kurze Spaziergänge pro Tag mit dem Hund und kürzere Ausritte, wobei die Strecke der aktuellen Tagesverfassung des Haustiers angepasst wird. Wichtig ist, das Tier dabei ausreichend zu sichern.
Auch wenn es früher an Fahrbahnen oder beim Herankommen von Fahrzeugen von selbst stehen geblieben ist, bedeutet dies nicht, dass es im Alter ebenso umsichtig agiert. Das Gehör, das Sehvermögen und der Geruchssinn lassen nach, so dass es vermeintliche Risiken erst später erkennt. Aufgrund der obendrein verzögerten Reaktionszeit kann der Spaziergang mit einem ungesicherten alten Haustier gefährlich sein.
Gute Pflege für das Wohlbefinden
Das Kämmen, Bürsten und der Einsatz des Massagehandschuhs sind nicht nur dafür geeignet, auf der Haut und im Haar des Haustiers befindlichen Schmutz zu beseitigen. Die Haut- und Fellpflege fördert auch die Durchblutung und unterstützt dadurch die Versorgung von Haut und Haaren mit Nährstoffen. Gleichzeitig lockert das Massieren verspannte Muskeln. Haustierbesitzer können sich von einem Tierphysiotherapeuten die richtigen Techniken und Griffe zeigen lassen. Logisch dürfte sein, dass der Kamm und die Bürste bei der Pflege sanft eingesetzt werden, um bestehende Beschwerden im Stützapparat nicht noch zu verschlimmern. Gelegentliche Einreibungen mit einem hochwertigen Öl tragen zur Verbesserung des Hautbilds bei und machen das Fell geschmeidig.
Ob der Haustierbesitzer ein Bio-Öl aus der Küche oder ein Fellpflegemittel aus dem Haustierbedarf verwendet, bleibt ihm überlassen. Bei Letzterem lohnt es, die Inhaltsstoffe zu prüfen und auf reizende Wirkstoffe zu verzichten. Nicht zu vergessen ist auch bei älteren Haustieren die Krallen-, Ohren- und Zahnpflege. Nach Möglichkeit wurde dies bereits von klein auf trainiert. Werden Zahnfleischprobleme, abgebrochene Zähne oder trotz regelmäßiger Zahnpflege auftretender starker Zahnbelag festgestellt, sollte der Tierarzt aufgesucht werden.
Check-ups notwendig
Ohnehin sollte das alternde Haustier regelmäßig dem Tierarzt vorgestellt werden. Er führt Check-ups durch, um den altersgemäßen Gesundheitszustand von Hund, Katze und Pferd zu prüfen und gegebenenfalls auftretende Erkrankungen im Frühstadium zu behandeln. Besonders häufig kommt es bei älteren Tieren zu gut – beziehungsweise bösartigen Hautveränderungen, zu neurologischen Ausfällen und Herzerkrankungen. Durch eine geeignete Therapie lassen sich einige gesundheitliche Probleme vollständig beheben, bei anderen kann die Lebensqualität noch lange erhalten werden. Wichtig ist, dass der Haustierbesitzer zu seinem Tierarzt ein offenes Verhältnis hat und bestehende Probleme ehrlich anspricht.
Zeit für den Spaß nicht zu kurz kommen lassen
Ältere Haustiere sollen nicht mehr spielen können? Von wegen! Kurzzeitige körperliche Auslastungen lieben sie genauso wie geistige Herausforderungen. Gerade die Kopfarbeit trägt im Alter dazu bei, dass sich das Tier ausgelastet fühlt. Tipps für geeignete Spiele lassen sich unter anderem im Internet finden. Nicht zuletzt sollte das alternde Tier viel Aufmerksamkeit und eine
Menge Streicheleinheiten bekommen. Nichts kann den Senior so gut wie der innige Kontakt zu seinem Besitzer unterstützen.
Simone Herrmann ist bekennender Tierfan. Sie wohnt seit Jahren auf einem Bauernhof und kümmert sich leidenschaftlich um unzählige Tiere. Nebenher schreibt sie über diverse Tierthemen für bekannte Onlinemagazine und Tierblogs sowie für uns.